Graffiti im Wald...oder wozu dient die viele Sprühfarbe?

 2008:

Nun, ich rätselte schon eine ganze Weile, warum es bei uns im Wald in den letzten Jahren immer mehr vollgesprühte Bäume gibt. Irgendwie respektlos wie hier mit unserer schönen Natur umgegangen wird, oder nicht?

Wozu dienten die häßlichen Zeichen und Zahlen auf den Bäumen, in allen möglichen Farben?
Begleiterscheinung der angeblich nachhaltigen Forstwirtschaft?
Warum wurde der Wald so verschandelt? Letztendlich will man doch im Wald Natur pur erleben und keine häßlichen Hinterlassenschaften der Zivilisation vorfinden.

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...Seltsam, oder?...

 

 

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Naturschutz und Naturschützer:
Förster, Jäger, Erholungssuchende... diese sind natürlich auch in erster Linie “Nutzer” der Natur.
Naturschutz fängt aber mit Respekt vor der Natur und ihrer freien Entfaltung an.
Nicht alles muß dem Denken von Nützlichkeit und Nutzen unterworfen werfen.
Nicht alles, was “praktisch” ist, rechtfertigt seine Verwendung. Vor allem dann nicht, wenn man den Erhalt der Schönheit der Natur immer im Auge hat.

Die hauptsächlichen Sprüher dürften in der Forstwirtschaft zu finden sein.
Früher ging’s doch auch ohne Sprühfarbe. Wieso heute nicht mehr?

Bei der Durchforstung markiert der Förster einzelne Bäume z.B. mit farbiger Sprühfarbe (oft Striche) und lässt sie fällen. So weit so gut.
Wertvolle Bäume dagegen fördert er evtl. so, indem er sie mit anderen Markierungen versieht, z.B. weißen Punkten, damit sie keiner “aus Versehen” mit fällt und damit sie alt werden können. So wird oft auch in FFH-Gebieten (wie nahe Hüttenfeld) mit alten Höhlenbäumen verfahren, damit sie im kommenden Winter nicht gefällt werden und den Tieren somit erhalten bleiben.

Mittlerweile gehören Sprühfarben zu den am häufigsten verwendeten Arbeitsmitteln in der Forstwirtschaft. In vielen Revieren liegt der Jahresverbrauch bei 20 bis 40 Dosen pro 100ha, Tendenz steigend!
Wenn man das auf die gesamte Waldfläche umrechnet, entspricht das 3 Millionen Dosen pro Jahr!
Das ist alles andere als umweltfreundlich...

Aber die Sprühfarbe auf den Bäumen wird wohl auch noch anders genutzt...

Neulich las ich gerade vom Deutschen Jagdschutzverband, der auch “Waldralleys” für Schulklassen organisiert. Eigentlich eine schöne Idee, da die Kids dort umweltfreundliches Verhalten erlernen sollen, ihnen die Natur näher gebracht wird, damit sie auch mal zum Schutz der Umwelt beitragen werden.’
Folgender “praktische” Vorschlag zum “Unterricht”:
“Die meisten Kinder- und Jugendlichen werden den Baum nicht kennen. ... am besten kennzeichnen (zum Beispiel durch farbiges Kreppband, Sprühfarbe etc.). “...

Ich will jetzt nicht über die Jäger herfallen, aber leider ist es so, dass eine negative Einstellung zur Jagd allerdings zu einem erheblichen Teil auch durch Fehlverhalten einzelner Jäger geprägt wird. Davon weiß sicher so mancher Erholungssuchende zu berichten. Führt sich auch nur ein Jäger auf wie die Axt im Walde, dann schlägt sich das natürlich auf das Gesamtbild der Jäger nieder. Das ist bei anderen “Waldnutzern” aber auch ähnlich.

Folgendes Bilderrätsel (gesehen im Forst “Wildbahn”, kurz hinter der A67):

Überall Nummern an den Bäumen: 56, 57, 58...

 Folgendes an der Wegkreuzung:
 L57 >100m... (links ab, 100m?)

Hier, 100m weiter, isse wieder,
die Nr.57...

2
3
4

Aha, die Lösung, Nr.57! (Jetzt hat’s geklingelt, oder?...):

5
5a

...damit die Jäger ihre unzähligen Hochsitze wieder finden...
...gibt’s da doch sehr viel Ortsunkundige bei uns im Wald. Erkennt man leicht an den vielen Geländewägen mit auswärtigen Kennzeichen...
Stellt sich folgende Fragen:
1.) Kennt unser Forstamt dieses Jäger-Navigationssystem? Ja
2.) Toleriert unser Forstamt diese unnötige Baumansprüherei und Naturverschandelung?Ja

 

Fragen 1.) und 2.) wurden vom Forstamt freundlicherweise so beantwortet:

“die von Ihnen gesehenen und kritisierten Markierungen sind überwiegend Teil der forst- und jagdbetrieblichen Aufgabenerfüllung sowie der dauerhaften Kennzeichnung naturschutzfachlich zu erhaltender Bäume.
Zur Sicherheit der Mitarbeiter und zur Verständigung über den Arbeitsauftrag sind eindeutige und gut erkennbare Markierungen eine Notwendigkeit. Ein Forstwirt oder ein forstlicher Unternehmer muss, um auch bei nicht optimalen Lichtbedingungen seinen Arbeitsauftrag ohne Gefährdungen seiner Kollegen oder Mitarbeiter zu erfüllen, sich gut orientieren können. Eine, wie von Ihnen gewünscht, optisch weniger auffällige Markierung reduziert die Sicherheit der im Wald Tätigen und verhindert eine fachmännische Aufgabenwahrnehmung.
...
Die im Forstamt verwendeten Sprühfarben sind schwermetallfrei, mit umweltneutralem Treibmittel befüllt und vom Kuratorium für Waldarbeit und Forstechnik getestet. Eine Schädigung der Natur ist bisher nicht aufgetreten.”

Meine Kritik hatte sich übrigens in keinster Weise auf die kleinen Markierungen von Wander- oder Radwegen bezogen, sondern ausschließlich auf die riesigen und sehr häßlich aufgesprühten Zahlen, mit denen der Wald regelrecht verunstaltet wird.
Ich denke, dass man z.B. zu schützende Bäume sicherlich auch mit kleineren Zahlen markieren könnte, und diese trotzdem noch von Forstarbeitern gelesen werden können, oder nicht?

Warum diese Riesenzahlen zur "Sicherheit der Mitarbeiter" dienlich sein sollen, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Außerdem drängt sich da die Frage auf, ob das Forstamt seine Aufgaben in den letzten Jahrzehnten nicht oder nur unzureichend wahrgenommen hat, ist es doch so lange ohne diese Graffiti-Malereien in der Natur ausgekommen...
Wie haben sie denn früher ihre Hochsitze gefunden oder zu schützende Bäume gekennzeichnet?

Schade, dass das Forstamt und so eine andere Auffassung vom respektvollen Umgang mit der Natur hat und solche exzessiven Sprühereien nicht nur verteidigt sondern als absolut notwendig erachtet.
Ich halte mich nun schon mein Leben lang in meiner Freizeit zu Fuß, zu Pferd oder per Rad in der Natur auf.
Schon als Kind wurde mir vermittelt, dass man als Mensch stets "Gast" in der Natur ist und sich dementsprechend in dieser verhält. Vielleicht ist das nicht mehr “in”.
Vielleicht ist es heute schon “normal”, die Bäume mit ca. 30 -40 cm großen Zahlen in leuchtenden Farben vollzusprühen. Da hört mein Verständnis jedenfalls auf. Denn die forst- und jagdbetriebliche Aufgabenerfüllung könnte man sicherlich auch anders wahrnehmen.

Die Antwort auf meine Frage, welches umweltfreundliche Treibmittel im Forst verwendet wird, steht leider noch aus.

Ein weiser Spruch der Arapaho-Indianer: “If we wonder often, the gift of knowledge will come.”
Eine weitere Weisheit der Dakotas: “We will be known forever by the tracks we leave.”
Aber der beste indianische Spruch ist wohl:
Behandle die Erde und alles was auf ihr lebt mit Respekt!”

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